Ausgabe September, Oktober, November 2023

Die Taube - Gemeindebrief aus Lehnin

Foto und Text: Lotz

„Der Gammler“

(Text u.Mel.: Larry Norman 1975, deutsch von Andreas Malessa mit freundlicher Genehmigung des Autors)

Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Mt 16, 15 (Monatsspruch September)

Jesus war zu seinen Lebzeiten sicher das, was wir heute einen Promi nennen. Während der Zeit seines Wirkens darf man es sich ruhig so vorstellen, dass ihm sein Ruf vorauseilte und er oft von Menschentrauben umgeben war. Offenbar waren durch seine Bekanntheit viele Annahmen darüber im Umlauf, was für ein Mensch er sein könnte. Manche hielten ihn für den Täufer – dann müsste er sich vergleichsweise bürgerlich gekleidet und auch seine Wortwahl gemäßigt haben. Andere meinten, in ihm sei einer der früheren Propheten wiedergekommen, möglicherweise sogar Elia oder Jeremia. Diese Vermutungen haben die Jünger Jesus auf seine Nachfrage hin mitgeteilt. Daraufhin konfrontiert er sie mit der Frage: „Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“ Ich kann es mir gut vorstellen: Ihr, ihr seid meine Freunde. Ich lasse euch teilhaben an meinem Leben, meinen Gedanken, meinem Tun. Eine Menge (Gerüchte) habt ihr über mich gehört. Was denkt ihr? Ihr solltet es wissen…
Es gibt ein Lied, das stellt auch Mutmaßungen an, dieser Jesus ist.

Man sagt, er war ein Gammler. Er zog durch das ganze Land,
raue Männer im Gefolge, die er auf der Straße fand.
Niemand wusste, wo er herkam, was er wollte, was er tat.
Doch man sagte: Wer so redet ist gefährlich für den Staat.

Ein Gammler? Gut möglich. Schließlich hatte er keinen festen Wohnsitz. Keine Arbeit. Kein Einkommen. Asozial, obdachlos, Hartzer – das wären vielleicht die heutigen Worte. Ein Gaukler noch dazu.

Die Taube - Gemeindebrief aus Lehnin

Man sagt, er war ein Dichter. Seine Worte hatten Stil.
Wer Ihn hörte, schwieg betroffen, und ein Sturm war plötzlich still.
Seine Bilder und Vergleiche waren schwierig zu versteh’n.
Doch die Leute saßen stundenlang, ihn zu hören und zu seh’n.

Viele Worte Jesu sind bekannt – überall auf der Welt, seit 2000 Jahren. Die Worte des Vaterunser dürfte der am meisten gesprochene Text der Menschheitsgeschichte sein. Und was wäre die Welt ohne die Seligpreisungen? Ohne seine Gleichnisse?

Man sagt, er war ein Zauberer. An Wundern fehlt es nicht.
Er ging zu Fuß auf einem See und gab den Blinden Augenlicht.
Machte Wein aus klarem Wasser, kannte Tricks mit Fisch und Brot.
Und er sprach von einer Neugeburt, weckte Menschen auf vom Tod.

Die Wundergeschichten – ach ja. Manche können sie einfach glauben und manche haben ihr liebe Not damit. Aber auch wenn sie bildlich gemeint sind, bleiben sie dennoch Wunder. Beides ist wunderbar: Wenn ein Blinder wieder sehen kann und auch, wenn einer, der bisher wie blind war, durch Jesus den Durchblick bekommt.

Man sagt, er war Politiker, der rief: “Ich mach euch frei!“
Und die Masse wollte gern, dass er ihr neuer König sei.
Er sprach laut von Korruption und wies auf Unrecht offen hin.
Doch man hasste seinen Einfluss, und so kreuzigten sie ihn.

Viele Feinde hat er sich gemacht mit dem, was er sagte und tat. Nicht selten hat er den Finger in die Wunde gelegt. Niemals hätte er den römischen Kaiser als Gott anerkannt. Und er hat alle Ehrenbezeugungen und Würdigungen seiner Person abgelehnt. So wurde er zum Tode verurteilt.

Petrus beantwortete Jesu Frage: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Er eiert nicht rum, stellt keine Mutmaßungen an, vergleicht ihn nicht mit irgendwem anders – nicht mal ansatzweise. Klar und ohne Einschränkungen ist sein Bekenntnis.

Er ist der Sohn des Höchsten, doch Er kam, um Mensch zu sein,
offenbarte Gottes Art, um aus der Sünde zu befrei’n.
So hab ich Ihn erfahren, ich begann Ihn so zu seh’n.
Und ich meine, es wird Zeit – wir sollten Ihm entgegengeh’n.

Ein neues Bild von Gott hat er gebracht, dieser Jesus. Gott, der uns liebt, wie wir sind. Gott, der Ja zu uns sagt, bevor wir auch nur eine gute Tat vollbracht haben. Gott, der sich über jeden Einzelnen freut, der auf einem guten Weg ist.

Und, was meinen Sie, wer Jesus ist? Wer ist er für Sie?
Herzlichst, Ihre Pfarrerin Almuth Wisch