Ausgabe März / April / Mai 2022

Die Taube - Gemeindebrief aus Lehnin

Sieben Wochen ohne Stillstand

Diese Gemeindebriefausgabe umfasst eine ereignisreiche Zeitspanne, wenn wir das Kirchenjahr betrachten. Wir steigen ein mit der Fastenzeit, danach Ostern und die schönen Sonntage auf dem Weg zum Pfingstfest.

Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand. – So lautet das diesjährige Motto der Fastenwochen. Mein erster Gedanke dazu: Haben wir gefühlt nicht bereits seit zwei Jahren einen erzwungenen Stillstand? Immerzu Absagen, in sich zusammenfallende Planungen, vieles wird verschoben. Sind wir nicht geübt inzwischen im Stillestehen, Stillehalten und auch im Ertragen von Stille? Warum also „Sieben Wochen ohne Stillstand“?

Jesus zog sich sieben Wochen zurück, um über seinen Weg nachzudenken, um eine Antwort von Gott zu erhalten auf die Frage: Wie geht es weiter? Ist der Rückzug zwangsläufig mit Stille oder Stillstand verbunden? Spüren wir nicht, dass Stillehalten nicht automatisch Ruhe, Innehalten, Besinnung bedeutet? Die Stille, der wir uns ausgesetzt fühlen, die wir vielleicht sogar selbst gewählt haben, macht unruhig. Wenn nichts ablenkt, wenn ich hineinhören will in mein Inneres, wenn ich mein Herz auf Empfang Richtung Himmel schalten will, spüre ich erst so richtig, wie es in mir arbeitet, durcheinander geht, brodelt… Dann habe ich eher den Eindruck, dass ich gern mal stillstehen möchte, aber es gar nicht mehr kann.

Sieben Tag ohne Stillstand - ein bunter Frühlingsblumenstrauß

Aber will ich wirklich STILLSTAND? Will ich nicht auch in Stille und Ruhe im Grunde weiterkommen, nur eben auf eine andere Art? Die Fastenaktion möchte uns einladen auf Gott zu hören, neue Perspektiven zu gewinnen und Veränderungen auszuprobieren – seien sie auch noch so klein.

„Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand.“ Übung macht den Meister. Dieses Wort gilt nicht nur unseren Kindern, sondern uns allen, egal wie alt, wenn wir lebendig bleiben wollen in unserem Denken und Handeln. Wenn wir eingeschlagene Wege wenigstens vorübergehend verlassen, Seitenpfade ausprobieren, mal ein anderes Tempo wagen oder wirklich abbiegen von der vorgezeichneten Spur, können wir Neues und Überraschendes entdecken. Womöglich benötigt es dafür etwas Übung; ein Sich-Einlassen auf dieses Üben für einen begrenzten Zeitraum, sieben Wochen nur! Und danach können wir für uns überprüfen, ob wir weiterüben möchten oder nicht. Danach können wir sehen, ob das Eingeübte uns weitergebracht hat. Ob es uns mehr freut, als im Gewohnten zu verharren, stille zu stehen. Wir können entscheiden, ob uns das Neue guttut – und vielleicht auch anderen. Auch das langsamste Gehen, auch die kleinsten Schritte sind besser als Stillstand, bringen voran, erweitern den Horizont.

Sieben Tag ohne Stillstand - Stiefel am Zaun

Was auch immer Sie üben wollen in den kommenden sieben Wochen – Ostern können Sie das Ergebnis feiern. Und hoffentlich können wir es gemeinsam feiern, das Osterfest. Kein Stillstand, Schritte heraus aus der Pandemie – auch wenn wir gern den großen Sprung hätten. Wir kommen voran, auch in all den Herausforderungen, die auf unsere Kirchengemeinden zukommen. Gott lädt uns ein zum Üben und zum Feiern!

Herzlichst, Ihre Pfarrerin Almuth Wisch